May 27, 2015

F.1 Wie schätzen Sie die Gefahr einer Totalübernahme durch Tasnee ein?

A.1 Richard Caldwell versteht sich in dieser Hinsicht selbst als Kleinaktionär und als jemand, der immer versucht, den höchsten Preis für Dyesol-Aktien zu erzielen. Tasnee hat bisher keinerlei Hinweise auf seine endgültigen Absichten bezüglich eines Takeovers gegeben und behält diese Dinge natürlich für sich. Wir sind uns sicher, dass Tasnee uns hinsichtlich einer Übernahme scharf im Blick behalten wird, je mehr wir uns unseren technischen und kommerziellen Zielen nähern.

Australien besitzt einige der protektionistischen Übernahmebestimmungen auf der Welt. Diese Regeln dienen dem Wohl von Kleinaktionären. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass Tasnee jemals in der Lage wäre, so viele Aktien von Dyesol zu erwerben, dass sie die Kontrolle über Dyesol hätten, ohne ein Gesamtangebot für unser Unternehmen machen zu müssen und den vollen Preis für die Aktien zu zahlen. In dem Fall wäre ein Fachgutachten erforderlich, das Stellung zur Fairness und Billigkeit dieser Transaktion nehmen würde. In der Zwischenzeit ist es natürlich Herr Caldwells Aufgabe, den Wert dieser Aktien so weit wie möglich zu steigern, und er fühlt sich dabei ganz besonders von den derzeitigen technischen Fortschritten ermutigt. Dyesol hat ein unbedingtes Vertrauen, dass die Aktien im Laufe der Zeit höher gehandelt werden. Der Abschluss des "Major Area Demonstration Projects" sollte einen wichtigen Wendepunkt für den Shareholder Value darstellen.

F.2 Was sind die Zeitschienen für das Engagement in der Türkei?

A.2 Dieses Jahr schließen wir den Technologietransfer mit einem kleinen Prototyp in einer Anlage in Mersin ab. Dies ist Gegenstand eines Vertrags im Wert im Wert von etwa 2 Mio. USD, der bereits läuft. Nach der auf Ende 2015 und Anfang 2016 ausgelegten Erfüllung dieses Vertrags wird Dyesol Pläne für die Aufskalierung der Technologie mithilfe der Zusagen der Türkischen Entwicklungsbank machen. 2016/17 wird dann eine Pilotanlage entwickelt. In einem Memorandum, das der Türkischen Entwicklungsbank übergeben wurde, wird das Scale-up zur Massenfertigung für 2018 vorhergesagt. Das heißt also, im Grunde geht es um eine 3-jährige aggressive Aufskalierung mit dem Endziel, im Laufe der nächsten 10 Jahre und darüber hinaus eine Fabrik zu erstellen, die jährlich bis zu 5 Mio. Quadratmeter oder etwa 600 MW zusätzlichen Strom für den türkischen PV-Markt produzieren kann.

F.3 Gibt es irgendwelche Entwicklungen in der Branche, die sich für Dyesol als Bedrohung erweisen könnten?

A.3 Das eigene Wettbewerbsumfeld zu verstehen, ist eine der größten Herausforderungen für ein Technologieunternehmen. Wir arbeiten sehr eng mit der EPFL zusammen und glauben, dass wir Zugang zu modernster Technologie haben. Darüber hinaus betreibt Dyesol weitere Kooperationen mit großen Universitäten auf der ganzen Welt, die unser Unternehmen auf dem neuesten Stand halten. Natürlich finden viele Neuentwicklungen im Verborgenen statt, wodurch ihre Beobachtung schwerfällt. Wir nehmen an den meisten der weltweit stattfindenden Konferenzen teil und sind der Ansicht, dass wir die PSC-Technologie hinsichtlich ihrer industriellen Nutzbarmachung am besten verstehen. Unser Unternehmen ist hauptsächlich auf Stabilität und Haltbarkeit fokussiert, während sich die Hochschulforschung sehr auf Leistung und Wirkungsgrade konzentriert. Der Kapitalbedarf und die Notwendigkeit der Aufskalierung, um Größenvorteile zu erzielen, die sich in einem wettbewerbsfähigen Produkt niederschlagen, stellen wahrscheinlich die größten Barrieren für den Marktzugang dar. Dyesol ist sehr um die Bewahrung seiner Technologie bemüht und meldet, wo immer notwendig, Patente für sein geistiges Eigentum an. Viele unserer Entwicklungen sind durch Know-how und Betriebsgeheimnisse geschützt. Außerdem haben wir eine sehr niedrige Personalwechselrate: unsere wichtigsten technischen Mitarbeiter sind seit mindestens 8 Jahren beim Unternehmen. All dies bedeutet, dass Dyesol gut positioniert ist, Gewinn aus seinen Fortschritten zu ziehen.

F.4 Hat Dyesol angesichts der Tatsache, dass früher ja Pilkington der Wunschpartner war, auch einheimische Akteure der australischen Glasbranche im Blickfeld?

A.4 Wenn wir uns einige der früheren Partner ansehen, müssen wir das im Rahmen der weltweiten Finanzkrise tun. Zu den Branchen, die davon am meisten betroffen waren, gehörte auch das Baumaterialgewerbe. In Antwort auf diese Herausforderungen haben sich viele internationale Konzerne wieder auf ihr Kerngeschäft zurückgezogen. Während das zunächst als Bedrohung für Dyesols Geschäftsmodell gesehen wurde, ist unser Unternehmen letztlich doch wieder relativ stark aus dieser Situation hervorgegangen. Wir unterhalten auch weiterhin Arbeitsbeziehungen sowohl mit Pilkington als auch mit Tata. Ende letzten Jahres haben wir eine neue Vertriebsvereinbarung mit Tata bekannt gegeben, die Tatas erwünschter Betriebsweise auf dem Weltmarkt besser gerecht wird. Tata ist derzeit zwar nicht in der Lage, Kapital zur nichtzentralen Entwicklungsarbeit beizutragen, aber scheint gewillt, eng mit Unternehmen wie Dyesol zusammenzuarbeiten, um neue Technologien in seine Kerntechnologien einzubringen. Wir erwarten, dass wir auf diese Weise mit Tata vorankommen und guten Kontakt zum Unternehmen bewahren. Wir halten Tata über unsere technischen Fortschritte auf dem Laufenden und freuen uns darauf, ein Produkt auf Stahlbasis liefern zu können, das Tata in den kommenden fünf Jahren in sein sehr umfangreiches Vertriebsnetz integrieren kann. Für die Glasprodukte wird die Lieferung im Jahr 2018 erwartet, während die Produkte auf Stahlbasis den Vorhersagen nach 2018/19 auf den weltweiten Markt kommen werden.

Eine der Kehrseiten der ursprünglichen Geschäftsverträge war es, dass Dyesol sowohl mit Pilkington als auch Tata exklusive Beziehungen unterhielt. In Zukunft wird es diese Art von exklusiver Geschäftsverbindung nicht mehr geben. Von jetzt an sind wir in der Lage, mit verschiedenen Glasfirmen zum Beispiel in der Türkei, in Australien und in Korea zu verhandeln und auf diese Weise maßgeschneiderte Abmachungen mit diesen Unternehmen in den jeweiligen Märkten zu treffen. Wir haben unsere Gespräche mit Glasherstellern in diesen Ländern in den letzten 12 bis 24 Monaten fortgesetzt und wir werden diesbezügliche Mitteilungen herausgeben, sobald wir dazu in der Lage sind. Wir haben nicht die Absicht, diese Beziehungen durch unnötige und vorzeitige Bekanntmachungen zu gefährden, aber gehen davon aus, dass diese Geschäftsverbindungen gewinnbringend sein werden, weil beide Parteien ihre jeweiligen Stärken voll einsetzen können. Wir wollen mit deren Hilfe den in der Baubranche so wichtigen Marktzugang schaffen. Dabei sollten potentielle Partner keinen Interessenkonflikten unterliegen, d.h. sie sollten nicht in anderen Solarfirmen bzw. Solartechnologien investiert sein.

F.5 Welche Wirkungsgrade kann Dyesol momentan erreichen?

A.5 Der Wirkungsgrad von Kacheln und Modulen geht auf die 10% zu, was den Vorgaben eines unserer vierteljährlichen Meilensteine für den Rest von 2015 entspricht. Wir sind davon überzeugt, dass wir Kacheln und schließlich größere Elemente mit einer industriellen Effizienz von 10% und darüber hinaus fertigen zu können. Den Voraussagen nach wird unser Produkt für den Markteinstieg einen industriellen Mindestwirkungsgrad von 12% haben.

F.6 Wie viele Mitarbeiter werden in der Türkei tätig sein?

A.6 Das Joint Venture, dessen Formierung wir in der Türkei anstreben, wird eine separate juristische Person sein, die zu 50% von Dyesol und zu 50% von Nesli DSC kontrolliert wird. Die Belegschaft für die technischen, Produktions-, Montage- und Wartungsabteilungen wird auf 2000 Mitarbeiter geschätzt. Dabei gehen wir natürlich von der Annahme aus, dass die Türkische Entwicklungsbank eine Gesamt- oder Teilfinanzierung in Form von Eigenkapital, Fördergeldern oder niedrigverzinslichen Darlehen verfügbar macht. Der türkische Markt ist nur in sehr geringem Ausmaß von der Solartechnik durchdrungen und bietet damit einen fruchtbaren Boden für unsere Zwecke.

F.7 Können Sie uns ein Update zu den Projekten mit Printed Power und Timo geben?

A.7 Leider sind wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht in der Lage, über Fortschritte zu berichten. Printed Power hat jedoch interne Meilensteine und wir sind weiterhin zuversichtlich, dass sie auf Kurs sind, ein passendes Produkt zu fertigen, das sich zur Unterstützung unserer Technologie zumindest in kleinere Geräte integrieren lässt. Der ursprüngliche Grund für die Zusammenarbeit mit Printed Power war es, ausreichend Batteriekapazität zur Versorgung einiger netzferner Anwendungen zu haben.

Timo befindet sich jetzt im 100-prozentigen Besitz von Dyesol und erfüllt zwei hauptsächliche Funktionen: erstens spielt die Firma eine Rolle im türkischen Prototypvertrag und zweitens bei der Lieferung von Zubehör in unserem Vertriebskatalog.

F.8 Hat Dyesol jemals die Möglichkeit einer geschäftlichen Zusammenarbeit mit Bluescope Steel in Erwägung gezogen?

A.8 Möglich ist alles. Einer der Nachteile unserer früheren Bindung an Tata war, dass sie es sehr schwierig machte, sich sinnvoll mit großen multinationalen Stahlfirmen auszutauschen. Wir haben uns mit vielen der größten Stahlunternehmen auf der Welt unterhalten und sind jetzt dabei, die Gespräche mit einigen dieser Firmen wieder aufzunehmen. Allerdings ist das nicht unser Hauptaugenmerk im Moment. Wir sind darauf fokussiert, die Technologie soweit zu verbessern, dass sie fertig für die Massenproduktion ist. Dyesol will in der Lage sein, den Gewinn für unsere Aktionäre zu maximieren. Je weiter unsere Technologie fortgeschritten ist, desto härter lässt sich mit etwaigen Kooperationspartnern, wie z.B. Stahlunternehmen, die den Vertrieb ermöglichen und Dinge wie den Garantieschutz übernehmen, verhandeln. Das heißt also, dass es für Dyesol eine bewusste strategische Position ist, im Moment keine frühzeitige Beziehung mit potentiellen Industriepartnern einzugehen.

F.9 Welche Kompetenzen besitzt Herr Robert McIntyre? Was trägt er zu Dyesol bei?

A.9 Dr. McIntyre ist ein sehr versierter Werkstoffkundler aus Großbritannien. Als junger Wissenschaftler hatte er die Ehre, am Max-Planck-Institut in Berlin zu arbeiten. Er hat sein gesamtes Berufsleben mit der Arbeit mit Zirkoniumdioxid und Titandioxid verbracht. Er ist Leiter von Cristals F&E-Abteilung für deren weltweiten Titandioxid-Betrieb und Fachmann für photokatalytische Prozesse. Dr. McIntyre besitzt ein tiefgreifendes Verständnis der Werkstoffchemie und leistet einen wertvollen Beitrag zu unserem technischem Beirat, vor allem zu einer Zeit, in der sich diese Technologie rapide schnell entwickelt und es nur sehr wenige Fachleute gibt. Und die meisten dieser Experten arbeiten entweder für oder in Zusammenarbeit mit Dyesol.

F.10 Was bedeutet der neue CEO von Tasnee für Dyesol? Wird sich Herr Caldwell mit diesem in näherer Zukunft treffen?

A.10 Er wird auf jeden Fall versuchen, sich mit ihm zu treffen. Aus meiner persönlichen Sicht hat der neue CEO einen sehr guten Ruf bei seinem früheren Arbeitgeber SABIC. Er ist dafür bekannt, sich auf die geschäftliche und technologische Entwicklung zu konzentrieren, und auch dafür, dass er Firmen in die Rentabilität führt. Meines Wissens ist er ein erstklassiger Unternehmer und Dyesol kann nur davon profitieren, ihn in unserem Register zu haben.

F.11 Hat Dyesol Pläne, mit Energiespeicherunternehmen wie Tesla zusammenzuarbeiten?

A.11 Es fiele schwer, keine enorme Bewunderung für Tesla und vor allem Elon Musk zu empfinden. Ihre Technologie ist zwar nicht gerade neu, aber sie ist wahrscheinlich günstiger und benutzerfreundlicher. Sie scheinen diese Technologie einzuführen, um die Verbreitung der Solarenergie zu unterstützen, und stehen der Solarenergie als bevorzugter erneuerbarer Energie offensichtlich positiv gegenüber. Allerdings scheinen sie bei ihren Autos gewissen Kinderkrankheiten zu begegnen. Teslas Batterietechnologie wäre eine ausgezeichnete Ergänzung für Dyesols Solartechnologie - und eigentlich für alle Regenerativtechnologien - und bietet einen Weg, um die Netzabhängigkeit aufzuheben. Es ist keine Frage, dass die Technologie für netzferne Anwendungen rasante Fortschritte macht.

F.12 Spielt Professor Grätzel immer noch eine aktive Rolle in der Entwicklung der Technologie oder beaufsichtigt er nur Dyesols Arbeit?

A.12 Professor Grätzel hat nichts mit der täglichen Leitung von Dyesol zu tun. Er bietet Orientierung zur technologischen Entwicklung durch seine Teilnahme an den vierteljährlichen Fortschrittsprüfungen, die in Dyesols technologischem Entwicklungsplan festgeschrieben sind. Außerdem ist er Aktionär bei Dyesol. Es besteht eine enge Beziehung zwischen Dyesol und der EPFL, an der Professor Grätzel immer noch tätig ist.

F.13 Wie beurteilen Sie den jetzigen und zukünftigen Markt für DSC und BIPV?

A.13 Unsere Kommerzialisierungsarbeit für DSC haben wir zwar aufgegeben, aber haben durch unsere Materiallieferungen an interessierte Hersteller auch weiterhin mit dem Bereich zu tun. Wir sind der Meinung, dass Festkörper-DSC oder Perowskitsolarzellen (PSC) dank ihrer vielversprechenden, konkurrenzfähigen Leistung ein ausgezeichnetes Potential für die Kommerzialisierung besitzen. Verglichen mit DSC sind PSC preiswerter und haben einen höheren Wirkungsgrad und bessere Haltbarkeit oder Langzeitstabilität. Das Versprechen einer höheren Lebensdauer beruht in erster Linie darauf, dass es hier in Gegensatz zu Flüssigkeiten keine offensichtlichen Probleme mit Korrosion oder Wärmeausdehnung gibt. Als vielseitige Nanotechnologie sind PSC außerdem geeignet, in einer ganzen Reihe von Anwendungen zum Einsatz zu kommen, von denen die größte die gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) ist.

F.14 Wird eine weitere Kapitalbeschaffung erforderlich sein, bevor die Massenkommerzialisierung beginnen kann?

A.14 Dyesols Hauptziel ist es, die Rendite für unsere Aktionäre zu maximieren, indem wir umsichtige Entscheidungen über die geschäftliche und technologische Entwicklung treffen. Wo immer möglich nehmen wir die Gelegenheit zum Outsourcing oder zu Kooperationen wahr, um unser Kapital zu erhalten. Dieses Geschäftsmodell ist als "capital light" bekannt. Wir werden jedoch keine Spekulationen über unsere Kapitalbeschaffungsabsichten anstellen oder den Markt dazu informieren, bevor der Vorstand nicht solche Entscheidungen getroffen hat.

F.15 Wann werden wir, in Anbetracht des derzeitigen Forschungsstands, einen Glasprototyp sehen und mit welchem Wirkungsgrad?

A.15 Dyesol hat mit der Planung und den Vorbereitungen für einen "Major Area Demonstration"-Glasprototyp begonnen. Als Termin für dessen Fertigstellung wird spätestens Ende 2016 angenommen.

F.16 Wann bekommen wir neue Ergebnisse zur ssDSC-Haltbarkeit?

A.16 Wir haben die australische Börse ASX am 11. Mai über die Ergebnisse der jüngsten Stabilitäts- und Haltbarkeitstests informiert. Sie basierten auf Tests, die von einem Team unter der Leitung von Professor Michael Grätzel durchgeführt wurden und eine Perowskit-Solarzellenarchitektur benutzten, die der ähnlich ist, die von Dyesol für die Massenfertigung entwickelt wird.

F.17 Wie könnte eine Kommerzialisierung mit der CSIRO aussehen? Wird Dyesol Pasten liefern oder planen Sie, einen 3D-Drucker zu kaufen, der scheinbar in den letzten Monaten getestet wurde?

A.17 Wir haben nicht die Absicht, eine kommerzielle Partnerschaft mit der CSIRO einzugehen. Wir arbeiten derzeit mit der CSIRO erfolgreich in der Technologieentwicklung zusammen und gehen davon aus, dass wir diese Kooperation für die absehbare Zukunft fortsetzen werden. Der 3D-Druck gehört nicht zu den Technologien, denen wir auf unserem Entwicklungspfad große Bedeutung beimessen.

distributed by