Jun 11, 2015

Wer im Jahr 2020 morgens aufwacht, wird seinen Tag sehr entspannt beginnen können: Die Heizung im Bad ist bereits aufgedreht, die Jalousien sind hochgefahren, der Kaffee steht frisch aufgebrüht bereit und im Wohnzimmer läuft leise die Lieblingsmusik. Das Haus denkt mit und stimmt sich auf Bedarf und Behagen seiner Bewohner ein. Es ist jetzt nicht mehr nur der Ort, an dem wir leben: Im Jahr 2020 ist es die intelligente Schaltzentrale aller technisch regelbaren Prozesse und Vorgänge, die innerhalb (und manchmal auch außerhalb) dieser eigenen vier Wände stattfinden. Es ist: smart.

In diesem smarten oder "conscious home" - ein Begriff von Designer / Entrepreneur Tony Fadell - ist alles mit allem vernetzt und das Internet der Dinge gelebte Realität: Licht, Heizung, Multimedia, Fenster, Türen, Haushaltsgeräte kommunizieren - drahtlos - miteinander, nehmen über Sensoren Umgebungsdaten auf und reagieren auf neue Bedingungen und Präferenzen. Das Konzept des Smart Home bietet Überwachung, Steuerung, Regulierung und Optimierung aller miteinander verbundenen Geräte und Systeme. Über Interfaces wie etwa Tablets können die Bewohner - oder besser: die Nutzer - selbst eingreifen und auch von fern nachvollziehen, wer etwa gerade an der Haustüre klingelt.

Wenn in fünf Jahren auch längst nicht jeder bereits in einem dieser voll automatisierten Komforthäuser leben wird, ist vieles doch schon heute Teil unserer Lebenswirklichkeit: Viele Anbieter werben bereits mit Smart-Home-Systemen, deren Einsteigervarianten auch für den Normalverbraucher erschwinglich sind. Die RWE etwa bietet ein Starterpaket für die intelligente Haussteuerung, in dem neben dem Steuerungselement Heizkörperthermostate, Zwischenstecker und Wandsender enthalten sind.


RWE Starterpaket für intelligente Haussteuerung

Dennoch hat die Branche bisher ihr Potenzial erst ansatzweise ausschöpfen können. Die Gründe: Noch haben sich keine einheitlichen Standards für die Technik, insbesondere für die Vernetzung per Funk, durchgesetzt. Das limitiert die Kombination von Anwendungen und schreckt Verbraucher ab. Gleiches gilt für die teils hohen Kosten der Erstausrüstung. Der Branchendienst Bitkom rechnet trotzdem damit, dass bereits 2018 eine Million Haushalte allein in Deutschland "smart" sein werden.

Eine zentrale Funktion des intelligenten Heims ist natürlich das Energiemanagement. Schon heute sind Haushalte nicht nur Konsumenten, sondern vielfach auch Produzenten von Energie. Der bedarfsgerechte Abruf und die effiziente Einspeisung von Energie ins Netz werden immer wichtiger werden. Politische Initiativen forcieren diese Entwicklung: So hat etwa die deutsche Bundesregierung das Ziel ausgegeben, den Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromversorgung bis 2020 auf mindestens 35 % und bis 2050 auf 80 % zu steigern. Smarte Häuser, die automatisch ans Stromsparen denken und die - etwa über gebäudeintegrierte Photovoltaik - selbst Strom erzeugen, komplementieren diese Trends.

Skeptiker warnen vor einem Haus, das mehr über uns weiß als wir selbst. Denn wo Daten gesammelt werden, steht immer auch die Frage im Raum, wer diese Informationen zu welchem Zweck weiterverarbeitet. Wem berichtet der Kühlschrank von unserem ungesunden Ernährungsstil? Wer erfährt vom Fernsehgerät, was wir zu welchen Zeiten gerne sehen und wann wir wegschalten? Werden wir alle viel vernünftiger leben müssen, um uns nicht den Unmut unseres Hauses zuzuziehen? Die Zukunft der Smart Homes wird in jedem Fall eines sein: höchst spannend.

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